Ursprünglich gepostet am: 28. August 2013 auf filmosophie.com
Als eines Morgens in einer britischen Kleinstadt die Leiche eines jungen Mädchens gefunden wird, werden unter anderem die Brüder Joe (Paul Bettany) und Chrissie (Stephen Graham) Fairbun mit der Aufklärung des Falls beauftragt. Bald wird der verurteilte Exhibitionist Jason Buleigh (Ben Crompton) als Täter ausgemacht, und die Beweise in seinem Haus – heimlich gemachte Fotos von Mädchen und der Armreif des Opfers – sprechen für Jason als Täter. Die Anklage droht jedoch zu kippen, da Jason selbst kein Geständnis abgelegt hat und es keine Zeugen gibt, die beweisen können, dass Jason der Täter ist. Joe, der selbst eine gleichaltrige Tochter hat, die auf die gleichen Schule wie das Opfer ging, gerät unter Druck, weil der Fall um Jason wieder zu einem Debakel zu drohen gerät wie schon vor einiger Zeit, als ein Sexualtäter ungestraft davon kam und der Mord an einem anderen Mädchen ungesühnt blieb. Auch der ewige Schatten des Vaters und ehemaligen Polizisten Lenny Fairburn (Brian Cox), der mittlerweile an Demenz leidet und dafür bekannt war, Geständnisse auf unkonventionelle und harte Art und Weise aus den Tätern herauszukriegen, schwebt die ganze Zeit über Chrissie und besonders Joe.
Von der Besessenheit getrieben, dass Jason nicht ungestraft davon kommen darf, entschließt sich Joe, Jason zu einem Geständnis zu zwingen und entführt ihn raus ins Watt, wo er ihm wutentbrannt droht, ihn lebendig zu begraben, sofern er nicht endlich zugibt das Mädchen ermordet zu haben. Chrissie unterstützt dabei stillschweigend das Handeln seines Bruders, doch er hat sichtlich Zweifel. Als Jason in Angst schließlich die Tat zugibt und er dabei die Worte „for real“ ausspricht, die auch als Tattoo auf der Höhe des Schambeins des Opfers standen, rastet Joe aus und erschlägt Jason mit der Schaufel. Die beiden entschließen sich, die Leiche im Watt zu vergraben und mit niemandem darüber zu sprechen.
Als am Tag danach das Video einer Überwachungskamera auftaucht, das Jason zur Tatzeit an einem anderen Ort zeigt und Kollege Robert (Mark Strong) anfängt Ungereimtheiten im Fall zu erkennen, beginnt das Kartenhaus langsam in sich zusammenzufallen und die Wahrheit ans Licht zu kommen.
Wie die Geschichte enden wird, ist schnell zu erahnen. Es ist ein unvermeidliches Ende, das so sicher kommen wird wie die Flut die in das Watt strömt, in der die Leiche von Jason Buleigh vergraben liegt. Das zentrale Element des Films ist nicht die Geschichte oder gar die verschiedenen Möglichkeiten, wie das Auffliegen der Tat noch vermieden werden könnte, sondern vielmehr die psychologische Entwicklung der Figuren und wie sehr die Tat das Leben aller Beteiligten in Mitleidenschaft zieht. Spannend und vor allem gut gespielt ist die Entwicklung und der psychologische Verfall der zentralen Figur von Paul Bettany, die im Verlauf des Films nicht nur immer mehr von Schuldgefühlen geplagt und von Visionen des toten Jason Buleigh heimgesucht wird, sondern sich auch immer mehr zu einem wütenden und fast schon mordenden Monster entwickelt, das bald nicht mehr richtig unterscheiden kann, was richtig und was falsch ist. Hier orientiert sich der Film – wie auch Paul Bettany im Interview anmerkt – ganz am Stil einer griechischen Tragödie, bei der der Kampf des Protagonisten mit seiner eigenen Schuld im Zentrum steht.
Leider kommt der Faktor der Familie, auf den der Filmtitel Blood vermutlich auch anspielt, zu kurz. Der Film spielt nicht konsequent die Karte des Vaters und dessen auf Joe lastenden langen Schatten und Bürden aus, die dem dramatischen Ende mehr Brisanz und mehr psychologische Spannung verliehen hätten. Darüber hinaus steht Chrissie zwar vor der Entscheidung ob er sich für sich und seine Zukunft oder seinen Bruder entscheiden soll, jedoch wird im Film zu spät der Einfluss auf Joes Familie gezeigt, die er beschützen will und nur für die er eigentlich die Tat vertuscht hat. Der Film fokussiert sich zu Recht auf die zentrale Figur von Joe, bleibt aber stellenweisen nicht konsequent bei den anderen Erzählsträngen und Figuren, die ebenfalls durch die Tat in Mitleidenschaft gezogen worden sind und scheint sich nicht durchgehend auf eine Erzählweise festlegen zu wollen. Trotz dieser dramaturgischen Schwächen, ist Blood ein spannender Thriller mit stimmungsvollen Bildern, den es auf jeden Fall anzuschauen gilt.
In Hinblick auf die Extras enttäuscht die DVD aber ein bisschen und bietet neben dem Trailer nur ein Interview mit Regisseur Nick Murphy und Darsteller Paul Bettany, was jedoch durchaus interessant ist und Einblicke in die Idee des Film gibt.
Verkaufsstart: 30. August 2013
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