Ursprünglich gepostet am: 29. April 2014 auf filmosophie.com

Der „Traumpfad“: ein Wanderweg über die Alpen, der sich über 550 Kilometer und 20.000 Höhenmeter vom Marienplatz in München bis zum Markusplatz in Venedig zieht. Regisseur Christopher Dillig begleitet mit seiner Kamera Darsteller Felix Werner über die 28-tägige Wanderung in südlicher Richtung. Untermalt werden die Bilder der Wanderung über die Alpen durch Interviews mit dem „Erfinder“ und Initiator dieses Fernwanderwegs Ludwig Graßler, der Ende der 1970er Jahre zum ersten Mal diese Route begangen und anschließend seinen ersten Bildband und Wanderführer darüber veröffentlicht hat.

Ich glaube, Wanderfilme oder Filme über das Wandern sind nicht jedermanns Sache und schon gar nicht einfach zu machen. Da ich selbst vor 2 Jahren die 700 Kilometer des Jakobswegs von Pamplona bis Santiago de Compostela gelaufen bin, habe ich den Film von Anfang an zweifelsohne mit anderen Augen gesehen.

Dabei läuft ein Film, der sich dieser Thematik widmet, immer die Gefahr, sich in wunderschönen HD CinemaScope Bilderbuchansichten des Weges zu verlieren und dabei das eigentlich Thema aus den Augen zu verlieren. Und der Dokumentarfilm Der Weg war sein Ziel bietet von diesen Panoramaansichten eine große Menge. Es sind genau sie, die visuell die Ruhe, die Weite und zugleich auch die Schwierigkeiten des Weges über die Alpen dokumentieren. Doch es ist gut, dass der Film am Ende einen Schritt weiter geht. Genau wie Darsteller Felix Werner kommt man als Zuschauer erst im Laufe des Films in diese meditative Stimmung, die so eine Wanderung ausmacht. Dahingehend ist die Länge von knapp unter einer Stunde schon wieder zu kurz. Und auch wenn man betäubt und beflügelt von den wunderschönen Ansichten sich wünscht, der Film und der Weg würde länger dauern, schafft es Dillig in seinem Film, einen guten Überblick über diesen Fernwanderweg zu bieten.

Selbst wenn sie dazu tendieren plakativ zu werden, bieten die animierten Zwischensequenzen, die in ihrer Gestaltung die Tusche Zeichnungen aufgreifen, die Graßler bei seiner ersten Wanderung vom Weg gemacht hat, eine gute Ergänzung zu den Bildern. Ebenfalls eine schöne Sache sind die kurzen Voice-Over Erfahrungsberichte einer jungen Familie, die im Verlauf von 5 Jahren den Weg gemeinsam mit ihren Kindern gelaufen sind und dieser im Leben der Familie somit eine wichtige Rolle eingenommen hat. Dahingehend ist es schon wieder ein bisschen eine verpasste Chance, dass es bei diesem einen Statement bleibt.

Ebenfalls schade ist die Tatsache, dass der Film die Geschehnisse bzw. die Probleme und vor allem die Begegnungen mit den Menschen, die so ein Weg mit sich bringt weitestgehend ausspart. Nur ein paar Erzählungen im Voice-Over und eine paar Fotos zeugen davon, dass Darsteller Felix Werner nicht der einzige Mensch auf diesem Pfad ist.
Zwar ist der zentrale Aspekt des Films die meditative Stimmung dieses Traumpfades und der Weg über die Alpen bei Weitem nicht so überlaufen wie stellenweise der Jakobsweg, jedoch machen gerade diese Begegnungen und auch die Herausforderungen einen großen Teil eines solchen Abenteuers aus und beeinflussen auch das Leben der Menschen, die am Wegesrand leben und arbeiten.

Tatsache ist aber auch, dass der Film – so komplett oder nicht er auch sein mag – nur einen kleinen Einblick in solch ein Unterfangen geben kann. Es tut gut, einfach den Bilder zu folgen und sich inspirieren zu lassen. Das kann der Film sehr gut. Er ist eine schöne Postkarte von einem Ort, an den man eigentlich schon immer hingehen wollte. Ein Postkarte, die nur die Sehnsucht nach so einer Erfahrung wecken und – und da schließe ich mich voll und ganz an – dazu animieren kann, sich solch einem Abenteuer zu stellen. Es lohnt sich!

DVD und BLU-RAY-Start: 5. Juni 2014