Ursprünglich gepostet am: 21. August 2014 auf filmosophie.com

Als am 22. August 2011 Loriot verstarb, wurde mir erst richtig klar, wie sehr er den Humor einer ganzen Nation geprägt hatte. Kurz nach der Meldung über seinen Tod, ging eine generationenübergreifende Welle an Beileidsbekundungen durch die sozialen Netzwerke: Jeder, ob jung oder alt, erinnerte daran wie sehr er doch unser aller Leben geprägt hat und jeder postete auch gleich den Sketch, der ihn oder sie am meisten in Erinnerung bleiben wird.

Ich selbst könnte an dieser Stelle mehrere Sketche nennen, die mir von ihm Erinnerung bleiben werden und die ich mir immer und immer wieder anschauen könnte. Das Frühstücksei ist wohl eines davon. Doch ich könnte beim besten Willen nicht sagen, wann Loriot in meine Leben getreten ist und auf welche Art und Weise ich ihn das erste Mal wahrgenommen habe. Vielleicht war es wohl zu Weihnachten, als wieder einmal der Weihnachtsabend bei Hoppenstedts über die deutschen Fernsehbildschirme flimmerte und wir wieder aufs Neue lernten, wie und in welcher Reihenfolge man es sich eigentlich richtig gemütlich macht.

Ich denke Heinz Erhardt und Loriot waren wohl die Komiker, die nach dem Krieg den Deutschen wieder das Lachen beigebracht und den Grundstein für viele nachfolgende Komiker gelegt haben. Doch während Erhardt mit schelmischem Witz auf den Feinheiten der deutschen Sprache herumreitete, lehrte Loriot die Deutschen über sie selbst zu lachen. Er hat es geschafft wie kein anderer vor ihm die menschlichen alltäglichen Schwächen auf die Schippe zu nehmen.
Und wer von ihm auf den Arm genommen wurde, war vermutlich geehrt, denn er machte dies mit einem Charme, der bis heute wohl seines Gleichen sucht. Dabei schaffte er es auch immer wieder die Balance zu halten und selbst bei eigentlich bitterbösen aber auch schlüpfrigen Dialogen nie ins Vulgäre zu verfallen – woran mancher Komiker heutzutage kläglich scheitert.

Dabei hat er es immer wieder geschafft nicht nur den deutschen Humor sondern auch die deutsche Sprache nachhaltig geprägt zu haben. Ihm gebührt die Ehre die Wörter „Steinlaus“ oder „Kosakenzipfel“ in den deutschen Sprachgebrauch eingebracht zu haben. Doch die größte Errungenschaft ist wohl dem bis dato unscheinbaren Ausruf „Ach“ eine Vielfalt an Deutungsmöglichkeiten und Doppeldeutigkeiten zu verpassen wie kein anderer vor ihm.

Die „Kehrseite“ seines Einflusses auf unsere Gesellschaft, wenn man es mal wirklich so nennen will, ist, dass wir keine Situation im Leben haben, in der wir uns nicht an Loriot erinnert fühlen. Doch das ist das Wunderbare. So kann ich z.B. kein Bettengeschäft mehr betreten, keine Hose mehr anprobieren oder an keiner Opernkasse mehr stehen, ohne dabei gleich probeliegen und probelaufen zu müssen oder am Ende doch Karten für drei Erwachsene und ein Riesenschnauzer kaufen zu müssen.

So sehr mir und wohl vielen anderen der Charme und Witz von Loriot und natürlich seiner einzigartigen Partnerin Evelyn Hamann auch fehlen werden und das Bild wohl nie mehr so herrlich schief hängen wird, hat er uns doch ein einzigartiges Erbe hinterlassen: der beste und schönste Humor ist nicht der auf Kosten anderer, sondern der mit anderen. Ein Humor, der uns menschlichen Schwächen aufzeigt die uns verbinden und in denen wir uns alle irgendwie wiedererkennen können. Doch das Wichtigste ist wohl, dass er uns daran erinnert, wie sehr auch die Situation oder gar mancher Politiker um uns herum absurd und teilweise grotesk erscheinen mag, der beste Weg um alles mit Charme und Leichtigkeit zu nehmen doch der Humor ist.

Loriot, ich danke dir!