Ursprünglich gepostet am: 29. Juli 2015 auf filmosophie.com
Ethan Hunts fünfte Mission erweist sich als die vielleicht unmöglichste seiner langen und erfolgreichen Karriere als Geheimagent: Nachdem das Pentagon die IMF aufgelöst hat, ist er ohne jegliche Unterstützung der Regierung dem geheimnisvollen „Syndikat“ auf der Spur, das sich bald als sein bislang mächtigster Gegner erweisen wird. Denn die Gerüchte um eine gefährliche internationale Untergrundorganisation aus hoch qualifizierten Spezialagenten haben sich als bittere Realität erwiesen. Deren oberstes Ziel: die ehemaligen Mitglieder der IMF auszulöschen und durch skrupellose Anschläge eine neue Weltordnung zu schaffen. Um die gefährliche und hocheffiziente Terrororganisation aufzuhalten, muss Hunt sein einzigartiges Team versammeln. Hilfe bietet auch die geheimnisvolle Agentin Ilsa Faust an – doch als wie zuverlässig wird sie sich erweisen?
Als ich im Kino saß und darauf wartete, dass die Pressevorführung zu Mission: Impossible – Rogue Nation startet, hörte ich wie im Hintergrund drei Kollegen über das Gerücht diskutierten, Hauptdarsteller Tom Cruise sei in Berlin und würde nach der Vorführung für eine Q&A vor Ort sein. Das Gerücht war dann doch nur ein Gerücht, doch ich habe mir darüber Gedanken gemacht, was ich Cruise wohl fragen würde. Da ging mir die Frage durch den Kopf, ob dieser nunmehr 5 Teil der Reihe auch der letzte sein wird. Die Frage bleibt wohl an dieser Stelle unbeantwortet, aber der Film hätte Potential ein guter Abschlussfilm zu sein – und das aus mehreren Gründen, denn er macht vieles richtig.
Es fängt schon beim Thema an. Der Film von Christopher McQuarrie greift neben den Machenschaften von NSA und Co., mit der Geschichte um das Syndikat genau das Thema auf, das schon immer und vermehrt nach den weltweiten Krisen, in den Köpfen der Menschen umhergeistert: die Tatsache, dass eine Geheimorganisation die Geschicke der Welt lenkt um eine neue Weltordnung zu etablieren. Eine durchaus interessante These, wobei diese in Anbetracht mancher sehr dubioser Verschwörungstheorie doch mit Vorsicht zu genießen ist. Wie auch immer, der Film hat damit den Nerv der Zeit getroffen.
Erfreulich dabei ist auch, dass der Film bei genauerem Hinschauen in der Gestaltung den Stil der 1. Teil der Mission: Impossible-Reihe aufgreift, der 1996 unter der Regie von Brian de Palma in die Kinos kam. Es fängt schon bei der Gestaltung der „Was Wäre Wenn-Szenarien“ bzw. Szenarien, die dem Zuschauer und auch stellenweise den Figuren verwirren und dabei das Gefühl der Verschwörung aufgreifen, die den ersten Teil so stark gemacht haben.
Ja, es dieser Kampf ums Überleben, der Verrat und die Verschwörung und das hinter den eigenen Linien, die dem Film so viel Ähnlichkeit mit dem ersten Teil verleihen, denn da kann die Reihe wohl am besten punkten.
Während die vergangenen Filme des Öfteren Ethan Hunt in den Mittelpunkt rückten und damit stellenweise zu einem Schaulaufen für Hauptdarsteller Tom Cruise wurden, rückt hier wieder das Team in den Mittelpunkt. Dabei schafft es der Film auch einen sehr erfrischenden Humor an den Tag zu legen, der der Reihe oft auch gefehlt hat. Ja, der Film ist eine Art Hommage an das ganze Team des IMF (Jeremy Renner, Simon Pegg und Ving Rhames), denn ohne dieses – das zeigt die Handlung hier sehr gut – kann Ethan Hunt nicht überleben. Hinzu kommt, dass das Ende und die Verbindung zwischen Hunt und Ilsa Faust (Rebecca Ferguson) in diesem Film erfreulich unromantisch abläuft, was mir sogar fast schon einen Seufzer entlockte.
Überhaupt scheint der Film auch einen Hommage an seine eigene Vergangenheit zu sein. Es gibt neben dem Stil hier und da auch immer wieder vereinzelte Verweise auf die früheren Teile, wie z.B. die Verfolgungsjagt auf dem Motorrad, die schon im 3. Teil zu sehen war.
Bei genauerer Betrachtung ist Mission: Impossible – Rogue Nation aber nicht nur eine Hommage an das Team und an die eigene filmische Vergangenheit. Dieser 5. Teil ist in vielerlei Hinsicht auch eine Hommage an das Spionage-Genre per se. Die Tatsache, dass es Hunt und Benji auf ihrer Reise nach Casablanca verschlägt, ist da vielleicht nicht zufällig. So lässt sich, auch wenn es auf den ersten Blick weit hergeholt scheint, diese Etappe in die nordafrikanische Stadt doch als eine Hommage an den Casablanca von Michael Curtiz lesen. Ein Film, der neben der berühmten Liebesgeschichte, doch auch ein Agentenfilm ist, der von Verrat und dem Kampf ums Überleben erzählt. Es kommt daher vielleicht auch nicht von ungefähr, dass sich viele Momenten im Film und vor allem der Showdown des selbigen in London abspielen und somit in der fast prototypischen Hauptstadt der Agenten verortet sind. Es sind gerade die Verfolgungsszenen am Ende des Films in den dunklen und nebelverdeckten Gassen der britischen Hauptstadt, die vielmehr an einen John le Carré Agententhriller erinnern als an Mission: Impossible – ja, wenn, dann eben an den 1. Teil der Reihe.
Das Finale des Films geht hingegen noch einen Schritt weiter. So scheint das Finale – trotz oder gerade wegen der Hommage – wie ein physisch gewordener Kampf zwischen klassischer Agentenzeit und den modernen Methoden der heutigen Geheimdienste wie dem fiktiven IMF.
Ob dies nun der letzte Teil der Mission: Impossible Filme ist, ist nicht klar. Ein passendes Finale wäre es allemal.
Kinostart: 6. August 2015
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